Der 31. August 1980 ist in die Geschichte eingegangen: Nach wochenlangen Streiks in Polen unterzeichneten in der Danziger Lenin-Werft Arbeiter unter der Führung von Lech Wałęsa das Danziger Abkommen mit Vertretern der polnischen kommunistischen Regierung. Damit wurde erstmals in einem sozialistischen Land die Gründung einer von der KP-Führung unabhängigen Arbeitervertretung zugelassen. Wenige Wochen später wurde am 10. November 1980 die Solidarność gerichtlich als Gewerkschaft registriert. Das von den Kommunisten kontrollierte Gericht akzeptierte die Gründungsstatuten der Gewerkschaft, in denen die führende Rolle der KP nicht erwähnt wurde. Nach der formellen Gründung der Solidarność traten innerhalb weniger Monate fast 10 Millionen Menschen der neuen demokratischen Organisation bei. Das waren mehr als die Hälfte der insgesamt 16 Millionen Beschäftigten in Polen. Unter den Millionen von Solidarność-Mitgliedern befanden sich auch hunderttausende Mitglieder der kommunistischen Partei. Die Kommunisten verloren damit in Polen ihr Machtmonopol.
Der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) Frank Ebert: „Das Danziger Abkommen war ein wesentlicher Faktor für den Machtverlust der kommunistischen Regime in Europa. Auch die Opposition in der DDR blickte in den Jahren vor dem Mauerfall auf die Solidarność-Bewegung. Der Mut und die Beharrlichkeit der Menschen in Polen sind ein Beispiel dafür, wie der Einsatz für Demokratie und Freiheit Veränderungen bewirken kann.“
Die Solidarność inspirierte zahlreiche andere Bewegungen im östlichen Europa und weltweit, für Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen. In Danzig erinnert seit August 2014 das Europäische Solidarność-Zentrum an die Geschichte der freien Gewerkschaft in Polen und an die Bürgerbewegungen in anderen Staaten Mittel- und Osteuropas.
„Wie in Polen Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur gewürdigt werden, sollte uns Vorbild sein“, sagt der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte. „Es ist notwendig, diesem wichtigen Teil deutscher und europäischer Geschichte gerade auch in Berlin Raum zu geben. Und es ist möglich: Der Bund und das Land Berlin haben sich in mehreren Beschlüssen zur Umsetzung des Forums Opposition und Widerstand 1945–1990 bekannt. Machbarkeitsstudien liegen bereits vor. Jetzt ist es Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen. 35 Jahre nach der Deutschen Einheit sollten Bund und Land ein Zeichen setzen und mit der Verwirklichung des Forums beginnen.“