Trauer um Gerd Poppe

31.03.2025
Älterer Mann mit Brille und grauen Haaren, der in einem Anzug sitzt und mit der Hand gestikuliert. Er hat einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
Gerd Poppe, Bild: Frank Ebert

Der frühere DDR-Bürgerrechtler Gerd Poppe ist am 29. März 2025  kurz nach seinem 84. Geburtstag gestorben. Der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte Frank Ebert würdigt Poppe als wichtigen Wegbereiter der Friedlichen Revolution: „Poppoff inspirierte uns mit seiner klaren Haltung und seinem Mut. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei allen, die ihm nahestanden.“

Gerd Poppe engagierte sich seit 1968 in oppositionellen Kreisen der DDR, er war mit Robert Havemann und Wolf Biermann befreundet. Die Stasi beobachtete den Physiker seit 1971. Nachdem er 1976 gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann protestierte, wurde 1976 eine Einstellungszusage der Akademie der Wissenschaften der DDR zurückgezogen. Seinen Lebensunterhalt verdiente Poppe bis 1984 als Maschinist in einer Berliner Schwimmhalle, danach bis 1989 als Ingenieur im Baubüro des Diakonischen Werkes. 

Mit seiner Frau Ulrike Poppe initiierte er einen unabhängigen Kinderladen. Das Paar veranstaltete in seiner Wohnung in Prenzlauer Berg literarische Abende mit kritischen Autoren. 1980 verhängten die DDR-Behörden ein Auslandsreiseverbot gegen Gerd Poppe. Gemeinsam mit seiner Frau, Bärbel Bohley und Wolfgang Templin war Poppe 1985/86 Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM).

Während der Friedlichen Revolution in der DDR war Poppe 1989 bis 1990 Sprecher und Vertreter der IFM am Zentralen Runden Tisch. Von Februar bis April 1990 war er Minister ohne Geschäftsbereich in der Übergangsregierung unter dem letzten SED-Ministerpräsidenten Hans Modrow. Im März 1990 war er für Bündnis 90 Mitglied der frei gewählten Volkskammer. Nach der Wiedervereinigung saß er bis 1998 für Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag. Von 1998 bis 2003 war Poppe erster Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe.

Einen ausführlichen Nachruf finden Sie auf der Webseite der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.