Herzlich willkommen bei „Entschädigt?“ – einem Podcast über DDR-Unrecht und Aufarbeitung. Es geht um Menschen, die im Gefängnis, Kinderheim oder in der Jugendpsychiatrie waren, die Stasi-Verfolgung oder amtliches Unrecht erlebten – UND: die deshalb eine Entschädigung oder Ausgleichszahlung erhalten haben. Mein Name ist Elena Demke, ich bin Bildungsreferentin beim Berliner Aufarbeitungsbeauftragten. Mich interessiert die Expertise derjenigen, die rechtlich als Opfer gelten. Ich möchte mehr wissen über den Rückblick auf erfahrenes Leid und Unrecht, ihren Umgang mit Aufarbeitung im eigenen Leben und was Entschädigung für diese Menschen bedeutet. Etwa alle vier Wochen bin ich im Gespräch mit einer anderen Person und stelle eine andere Form der Entschädigung und Ausgleichszahlungen vor.
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Eine Pfarrerstochter, die von Bildungshunger getrieben ist. Ein Lehrer, der den Kampf der Weltanschauungen als Konkurrenzkampf mit dem lokalen Pfarrer austrägt. Ein kirchliches Abitur, mit dem man in der DDR nicht studieren kann. Ruth Leiserowitz erzählt, was heißt es, „verfolgte Schülerin“ in der DDR gewesen zu sein. Sie berichtet wie aus Umwegen eine Erfolgsgeschichte wurde, und wie das Aufwachsen in der Diktatur sie als Professorin Empathie mit ihren Studierenden lehrte?
Ein Jugenddiakon, der keine politischen Tabus kennt, wenn es darum geht, jungen Menschen in der DDR Mut zu machen. Pfarrers-Kollegen, die die Nähe zum Staat suchen und ihre Privilegien sichern wollen. Eine Kirchenleitung, die taktiert und sich raushält. Stasi-Leute an sensiblen Stellen: Als Anwalt im Gefängnis und Personalchef der Kirche. Was passierte mit Jugenddiakon Lothar Rochau in dieser Situation? Warum ließ seine Kirche ihn im Stich? Und wie lange musste er um die Anerkennung des Unrechts kämpfen? Darum geht es in dieser Folge.
Amalia erlebte in den 1980er Jahren die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ost-Berlin. In unserem Podcast erinnert sie sich an eine Atmosphäre von Verunsicherung und Demütigung, an Gewalt, die ihr widerfuhr und politisches Unrecht, das sie beobachtete. Sie erzählt, wie die Erziehungsforderungen der Diktatur dazu beitrugen, dass sie in der Psychiatrie landete. Amalia erhielt wegen des erlebten Unrechts eine Zahlung der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“. Eindrücklich spricht sie über die emotionale Herausforderung der Antragstellung und darüber, was es heißt, Unrecht anzuerkennen und dabei „nicht Opfer bleiben zu wollen“.
Marga und Dietmar Riemann stellten Anfang 1986 einen Antrag auf Ausreise aus der DDR. Erst Ende September 1989 durften sie die DDR verlassen. Dafür mussten sie ihr Haus „loswerden“. Eine Schenkung an loyale Empfänger, die Riemanns im Westen ausbezahlt hätten, verhinderte der Staat. Zehn Jahre lang kämpften Riemanns darum, im vereinigten Deutschland ihr Haus zurückzubekommen. Schließlich erhielten sie eine Entschädigung, die kaum höher als ihre Anwaltskosten ausfiel. Trotzdem sind die beiden dankbar. Warum, erfahrt ihr in unserem Podcast.
Katrin Siebeck ist Künstlerin. Im Herbst 1983 bemalte die gebürtige Dresdenerin zusammen mit 19 Jugendlichen die Innenwände des „Storkower Tunnels“ zwischen den Ost-Berliner Bezirken Friedrichshain und Lichtenberg. Die Stasi verhaftete Katrin und sechs andere Jugendliche. Es folgten Verhöre in der U-Haft und mehr als ein halbes Jahr Strafvollzug. Erst 2007 erfuhr die Wahl-Münchnerin von der Möglichkeit, Haftentschädigung zu beantragen. Im Podcast spricht sie über ihre Entschädigung, die Haft in Ost-Berlin und was die Zeit hinter Gittern mit einem Geburtstagskleid zu tun hat.