Der Campus für Demokratie ist auf dem Areal des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) entstanden. Dort arbeiteten von 1950 bis 1990 auf rund 80.000 Quadratmetern bis zu 7.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes an der Unterdrückung und Überwachung der eigenen Bevölkerung – mit dem Ziel, die Diktatur im Arbeiter- und Bauernstaat zu sichern und zu festigen. Im Zuge der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 stürmten am 15. Januar 1990 Tausende Menschen den Gebäudekomplex, um die weitere Vernichtung der Stasi-Akten zu stoppen und die Auflösung der Geheimpolizei zu erzwingen.
Heute befinden sich auf dem Gelände das Bundesarchiv - Stasi-Unterlagen-Archiv, die Robert-Havemann-Gesellschaft e. V. mit ihrem Archiv der DDR-Opposition, das Stasimuseum und ein Ärztehaus. Außerdem haben Vereine und Initiativen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Räume in den ehemaligen Stasi-Gebäuden angemietet. Gleichzeitig gibt es noch viel Leerstand.
Ein breites Bildungs-, Informations- und Beratungsangebot regt zur Auseinandersetzung mit den Strukturen von Demokratie und Diktatur an. Durch die engagierte Arbeit der Institutionen auf dem Campus ist ein Erinnerungsort von nationaler und internationaler Ausstrahlung entstanden.
Das Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv bewahrt und verwaltet die Hinterlassenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Der Archivkomplex auf dem Campus für Demokratie ist einer von mehreren Standorten in Deutschland. Insgesamt 111 Kilometer Aktenmaterial und mehr als 1,7 Millionen Foto-, Film und Tondokumente sind im Stasi-Unterlagen-Archiv untergebracht.
Das Aktenmaterial der Geheimpolizei Stasi bezeugt die Repressionsmethoden des kommunistischen SED-Regimes in der DDR und die Überwachung der eigenen Bevölkerung. Mithilfe der Akten können Betroffene sowie deren Nachkommen ihre eigene Geschichte aufarbeiten und in der DDR zu Unrecht Verurteilte Rehabilitierung erlangen. Anträge auf Akteneinsicht können auf der Webseite des Stasi-Unterlagen-Archivs gestellt werden. Das Beratungsteam des Berliner Aufarbeitungsbeauftragten unterstützt Interessierte bei der Antragsstellung.
Welche Informationen hat die Stasi über die Menschen in der DDR gespeichert und zu welchen Zwecken hat sie diese genutzt? Die Ausstellung zum Stasi-Unterlagen-Archiv „Einblick ins Geheime“ im historischen „Haus 7” auf dem Gelände des Campus für Demokratie gewährt exklusive Einblicke in das Archiv der DDR-Geheimpolizei. Mittels interaktiver Medienstationen und anhand von Originalobjekten ermöglicht die Ausstellung einen umfangreichen Einblick in die Strukturen, Motive und Vorgehensweisen der Stasi. Zudem werden Veranstaltungen, Vorträge und Rundgänge durch das Archiv oder über das 20 Hektar große Areal angeboten.
Das Archiv der DDR-Opposition besitzt die umfangreichste Sammlung von Materialien aus dem Bereich Opposition und Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in der Zeit ab 1945, deren Aufarbeitung und der Transformation ab 1989. Die Schriftgut- und Fotobestände, die Audio- und Videosammlung sowie Transparente und Objekte belegen eindrucksvoll, dass es Widerspruch und Widerstand in der DDR zu allen Zeiten gegeben hat. Die Zeugnisse aus der Gesellschaft vermitteln eine wichtige Gegenperspektive zu staatlichen Überlieferungen. Die Bestände des Archivs der DDR-Opposition können nach einer Voranmeldung eingesehen werden.
Verwaltet wird das Archiv der DDR-Opposition von der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V.
Auf 1.300 Quadratmetern Fläche führt die Dauerausstellung „Revolution und Mauerfall“ auf dem Innenhof der Stasi-Zentrale durch die Geschichte des Widerstands in der DDR. Von den ersten Protesten über den Fall der Mauer bis hin zu den Folgen der Friedlichen Revolution – die Open-Air-Ausstellung erzählt mit mehr als 650 packenden Bildern die Geschichte jener mutigen Menschen, die sich damals gegen die SED-Diktatur stellten, um sie schließlich erfolgreich zu überwinden.
Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung im Juni 2023 aufgefordert, das von der Robert-Havemann-Gesellschaft geplante „Forum Opposition und Widerstand 1945–1990“ zügig umzusetzen. Das Forum soll informieren und aufklären, zivilgesellschaftliches Engagement für Freiheitsrechte und Demokratie würdigen und für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sensibilisieren. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet dabei die facettenreiche Geschichte von Regimegegnerschaft in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und in den kommunistischen Diktaturen Osteuropas. Zwei Machbarkeitsstudien haben bereits die Umsetzung des Forums untersucht und ein mögliches bauliches, gestalterisches und inhaltliches Konzept aufgezeigt.
Zentral auf dem Gelände befindet sich das Stasimuseum in „Haus 1“ mit den im Original erhaltenen Diensträumen von Erich Mielke, dem Minister für Staatssicherheit bis 1989. Die Ausstellung erläutert den Aufbau, die Entwicklung und die Arbeitsweise der Stasi. Sie erzählt von den Täterinnen und Tätern, ihren Aufträgen und ihrem Vorgehen bei der Überwachung der DDR-Bevölkerung. Zahlreiche Ausstellungsstücke wie Spezialkameras, Wanzen und heimliche Brieföffner vermitteln Einblicke in die skrupellosen Praktiken der Stasi.