Zum 72. Jahrestag des Volksaufstands in der DDR erinnert der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) Frank Ebert an die mutigen Frauen und Männer, die sich am 17. Juni 1953 gegen das kommunistische Regime auflehnten. Mehr als eine Million Menschen gingen damals in der gesamten DDR auf die Straße, um u. a. für Demokratie, freie Wahlen und die deutsche Einheit zu demonstrieren. Sowjetische Truppen und DDR-Sicherheitskräfte schlugen den Aufstand blutig nieder. Mindestens 55 Menschen wurden getötet, 15.000 weitere verhaftet, rund 1.500 von ihnen später verurteilt. Sowjetische Standgerichte verurteilten 18 Personen zum Tode, zwei Todesurteile fällten DDR-Gerichte.
„Trotz seines Scheiterns gehört der Volksaufstand in der DDR zur deutschen Demokratiegeschichte“, sagt der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte. Die Erinnerung daran bleibe wichtig, gerade in Zeiten, in denen autoritäre Kräfte weltweit immer mehr Zulauf bekämen. „Das Gedenken darf jedoch nicht zur Routineveranstaltung werden“, so Ebert weiter. „Kranzniederlegungen und Totengedenken gehören dazu – wir brauchen aber auch zeitgemäße Formate, um mehr Menschen zu erreichen.“ Dazu beitragen könnte nach Ansicht des BAB das von Land und Bund geplante „Forum Opposition und Widerstand 1945-1990“. „Die DDR-Geschichte wird dort Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart sein“, erklärt Frank Ebert. „Das Forum wird zeigen, dass Themen, die die Menschen in der DDR vor Jahrzehnten bewegten, auch heute noch aktuell sind. Das betrifft etwa den Kampf um politische Teilhabe und um Freiheits- und Menschenrechte, aber auch die Herstellung sozialer Gerechtigkeit und den Schutz der Umwelt.“
Mit Blick auf zeitgemäße Erinnerungsformate verweist der Berliner Aufarbeitungsbeauftragte auf ein Schulprojekt, das der BAB im vergangenen Jahr gefördert hat: „Fächer- und klassenübergreifend hat die zehnte Jahrgangsstufe des Dreilinden-Gymnasiums in Berlin-Wannsee eine Wanderausstellung zum Volksaufstand in der DDR erarbeitet und T-Shirts zum Thema gestaltet“, erläutert Frank Ebert. „Die Jugendlichen haben nicht nur Fakten recherchiert, sondern sich auch über Ausstellungsdesign und Öffentlichkeitsarbeit Gedanken gemacht – am Ende kam der Regierende Bürgermeister Kai Wegner zur Eröffnung und die Abendschau berichtete.“
Wegner hatte den Schülerinnen und Schülern bei seinem Besuch im vergangenen Jahr zugesagt, die Ausstellung 2025 im Roten Rathaus zu zeigen. Dieses Versprechen löst der Regierende Bürgermeister nun ein: Ab Dienstag, 17. Juni 2025 wird die Ausstellung einen Monat lang im Roten Rathaus zu sehen sein.