Der Vater sagte über seine Tochter Ruth: „Das Mädchen muss studieren, mit so einem Kopf wäre alles andere ‚Perlen vor die Säue‘“. Als Pfarrer auf dem Lande war er Feindbild für den lokalen „Konsumpriester“, einen wortstarken SED-Funktionär, der allerdings auch Ruths Klassenlehrer war. Prompt bekam Ruth keine Zulassung zur Erweiterten Oberschule. Ein staatlich anerkanntes Abitur war ihr damit erstmal verwehrt. Sie machte ein kirchliches Abitur, jobbte an Bibliotheken und bei Verlagen. Dabei hielt sie die Augen offen, ob sich nicht doch noch ein Schlupfloch in der Diktatur auftat, durch das sie zum Studium gelangen konnte. Zugleich hatte sie keine Angst, sich gemeinsam mit Bärbel Bohley und anderen als „Frauen für den Frieden“ gegen die zunehmende Militarisierung der DDR zu engagieren. Erst nach dem Mauerfall konnte sie studieren und fand schließlich einen Karriereweg, der ihre Träume sogar übertraf.